18. September 2024

Einzug des Wasserstoffantriebs in den LKW- und Nutzfahrzeugmarkt

Wasserstoff ist im Nutzfahrzeugbereich noch nicht angekommen. Es gibt aber neben vielen Herausforderungen auch immense Vorteile für H2 in der LKW Branche.

Wasserstoffbetriebener LKW

Wasserstoff als Zukunftstechnologie im Schwerlastverkehr

Der Einsatz von Wasserstoffantrieben im Schwerlastverkehr rückt zunehmend in den Fokus der Automobilbranche und Politik. Während Elektroantriebe vor allem im Bereich der Pkw bereits etabliert sind, stellt der Wasserstoffantrieb eine vielversprechende Alternative für den Schwerlastverkehr dar, insbesondere für Lkw und Nutzfahrzeuge, die lange Strecken zurücklegen und hohe Nutzlasten transportieren müssen.

Wolfgang A. Haggenmueller

Veröffentlicht

18. September 2024

Herausforderungen und Hürden

Der Weg zur Serienreife von Wasserstoffantrieben ist jedoch mit einigen Herausforderungen gespickt. Ein zentrales Problem ist die noch nicht flächendeckende Infrastruktur von Wasserstofftankstellen. In Europa existieren derzeit nur wenige Tankstellen, die für Lkw geeignet sind, und der Ausbau dieser Infrastruktur ist kostenintensiv und zeitaufwendig. Die Investitionskosten für die Errichtung von Wasserstofftankstellen sind hoch, was viele potenzielle Betreiber noch zögern lässt.

Ein weiteres Hindernis ist die Produktion von grünem Wasserstoff. Derzeit stammt ein Großteil des Wasserstoffs aus fossilen Quellen, wodurch die Umweltbilanz dieser Antriebsart stark geschmälert wird. Um wirklich klimaneutral zu sein, muss Wasserstoff durch Elektrolyse unter Einsatz von erneuerbaren Energien gewonnen werden. Dies erfordert jedoch eine signifikante Steigerung der Kapazitäten in der erneuerbaren Energieerzeugung und eine Optimierung der Elektrolysetechnologie.

Die Kosten für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge sind ebenfalls noch ein großes Thema. Zwar sind die Betriebskosten durch den geringeren Wartungsaufwand vergleichsweise niedrig, die Anschaffungskosten liegen jedoch derzeit deutlich über denen von Diesel-Lkw. Auch hier spielt die Skalierung eine Rolle: Erst mit zunehmender Produktion können die Kosten sinken.

Chancen und Möglichkeiten

Trotz dieser Herausforderungen bieten wasserstoffbetriebene Lkw erhebliche Chancen für die Zukunft. Wasserstoff ermöglicht eine nahezu emissionsfreie Mobilität, insbesondere wenn er aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird. Im Vergleich zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen haben Wasserstofffahrzeuge den Vorteil einer höheren Reichweite und einer deutlich kürzeren Betankungszeit, was sie ideal für den Schwerlastverkehr macht.

Darüber hinaus könnte der Wasserstoffantrieb zur Diversifizierung der Energiequellen im Verkehr beitragen und damit die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen weiter reduzieren. Insbesondere Länder, die über große Kapazitäten an erneuerbaren Energien verfügen, könnten den Wasserstoffantrieb nutzen, um diese Energie effizient zu speichern und zu transportieren.

Vorreiter und Pilotprojekte

Zu den Vorreitern in der Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Lkw gehören Unternehmen wie Daimler Truck, Volvo, und Hyundai. Daimler Truck und Volvo haben im Rahmen ihres Joint Ventures Cellcentric die Entwicklung von Brennstoffzellentechnologien vorangetrieben und streben an, diese Technologie bis Ende des Jahrzehnts in Serie zu bringen. Hyundai hat mit dem XCIENT Fuel Cell bereits einen Wasserstoff-Lkw im Praxiseinsatz, der in der Schweiz in mehreren Pilotprojekten erfolgreich getestet wird.

Ein weiteres bemerkenswertes Pilotprojekt ist H2Haul in Europa, das den Einsatz von Brennstoffzellen-Lkw in verschiedenen Ländern untersucht. Diese Projekte sind entscheidend, um die Technologie unter realen Bedingungen zu testen und notwendige Verbesserungen zu identifizieren.

Der Ausbau der Wasserstofftankstellen

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Wasserstoffantriebe im Lkw-Segment ist der Ausbau der Wasserstofftankstellen. In Deutschland und anderen europäischen Ländern gibt es bereits Initiativen, um ein flächendeckendes Netz von Tankstellen aufzubauen. Das Unternehmen H2 Mobility Deutschland ist ein wichtiger Akteur, der den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur vorantreibt. Allerdings muss das Netz noch deutlich ausgebaut werden, um den Anforderungen des Schwerlastverkehrs gerecht zu werden.

Was es für den Durchbruch braucht

Damit Wasserstoffantriebe im Lkw-Bereich erfolgreich in Serie gehen können, bedarf es mehrerer Schritte. Zunächst muss die Produktion von grünem Wasserstoff skaliert werden, um eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiequelle sicherzustellen. Darüber hinaus ist ein massiver Ausbau der Tankstelleninfrastruktur notwendig, damit Lkw auch auf langen Strecken zuverlässig betankt werden können.

Auch politische Unterstützung ist gefragt: Subventionen für die Anschaffung von Wasserstoff-Lkw und Investitionen in die Forschung können helfen, die Technologie schneller zur Marktreife zu bringen. Ein international abgestimmter Rahmen könnte zudem sicherstellen, dass der Ausbau der Infrastruktur und die Entwicklung der Technologie Hand in Hand gehen.

Aktuell sind wasserstoffbetriebene Lkw noch eine Nischenanwendung, doch es gibt weltweit erste kommerzielle Einsätze und Pilotprojekte, die das Potenzial dieser Technologie aufzeigen.

Aktuelle Anzahl Wasserstoff-Lkw (Stand 2024):

  • Weltweit: Im Jahr 2024 sind schätzungsweise rund 4.000 bis 5.000 wasserstoffbetriebene Lkw weltweit im Einsatz. Die meisten dieser Fahrzeuge sind in Pilotprojekten eingebunden, insbesondere in Ländern wie Südkorea, Japan, China, den USA und einigen europäischen Staaten.
  • Europa: In Europa sind rund 500 bis 700 wasserstoffbetriebene Lkw unterwegs, wobei Länder wie die Schweiz, Deutschland, Frankreich und die Niederlande Vorreiter sind. Die Schweiz hat mit dem Projekt Hyundai XCIENT die größte Flotte, während in Deutschland Projekte wie H2Haul wichtige Grundlagen legen.
  • Deutschland: In Deutschland fahren derzeit nur etwa 100 bis 150 wasserstoffbetriebene Lkw, hauptsächlich in Pilotprojekten und im Rahmen von Förderprogrammen. Die Zahl steigt jedoch stetig an, da die Infrastruktur und die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden.

Prognosen für 2030:

  • Weltweit: Die weltweite Anzahl von wasserstoffbetriebenen Lkw wird bis 2030 voraussichtlich auf über 150.000 bis 200.000 Fahrzeuge ansteigen. Besonders in Asien (China, Japan und Südkorea) sowie in den USA und Europa wird ein starkes Wachstum erwartet.
  • Europa: In Europa könnte die Zahl der wasserstoffbetriebenen Lkw bis 2030 auf etwa 60.000 bis 80.000 Fahrzeuge steigen. Die EU hat ambitionierte Ziele zur Reduzierung von CO₂-Emissionen im Verkehrssektor und fördert Wasserstoff als eine der Schlüsseltechnologien.
  • Deutschland: Für Deutschland wird bis 2030 eine Flotte von rund 10.000 bis 15.000 wasserstoffbetriebenen Lkw prognostiziert. Dies hängt jedoch stark von der weiteren Entwicklung der Infrastruktur und politischen Rahmenbedingungen ab.

Fazit

Die Prognosen zeigen ein starkes Wachstum für den Wasserstoffantrieb im Lkw-Sektor, sowohl weltweit als auch in Europa und Deutschland. Die nächsten Jahre sind entscheidend für den Durchbruch dieser Technologie, insbesondere wenn die Infrastruktur für Wasserstofftankstellen und die Produktion von grünem Wasserstoff weiter ausgebaut werden. Bis 2030 könnte der Wasserstoffantrieb eine bedeutende Rolle im Schwerlastverkehr einnehmen, insbesondere in Kombination mit politischen Maßnahmen zur Förderung von emissionsfreien Antrieben. Der Wasserstoffantrieb im Lkw-Sektor hat das Potenzial, den Schwerlastverkehr grundlegend zu verändern. Mit seiner hohen Reichweite, der kurzen Betankungszeit und der Möglichkeit, emissionsfrei zu fahren, könnte er eine Schlüsselrolle in der Dekarbonisierung des Verkehrssektors spielen. Doch um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, müssen noch zahlreiche Hürden überwunden werden – vom Ausbau der Infrastruktur bis hin zur Kostensenkung und zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit der Wasserstoffproduktion. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob der Wasserstoffantrieb im Lkw-Sektor tatsächlich die gewünschte Revolution bringt.

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